Ziel des Projektes ist die Konzeption und Entwicklung eines Informationssystems für das deutsche Ernährungshandwerk. Damit sollen handwerklich produzierende KMU unter Zuhilfenahme von qualifizierten Herkunftsangaben bestehende Absatzmärkte ausbauen sowie neue erschließen können. Neben einer fundierten und wissenschaftlich belegten Gesamtübersicht der verschiedenen Möglichkeiten und deren ökonomischen und marktorientierten Nutzungseffekten soll eine Toolbox entwickelt werden, mit der die Lebensmittelunternehmer eigenständig eine strategische Marktausrichtung mit Herkunftsaspekt planen und steuern können. Diese Toolbox beinhaltet Informationen rund um qualifizierte Herkunftsangaben (Zeichen der EU – z. B. g.g.A., Zeichen des Bundes - z. B. Regionalfenster, Zeichen der Bundesländer – z. B. GQB, Gutes aus Hessen), Entscheidungshilfen, Checklisten sowie Kalkulationsvorlagen und -tools, die den Betrieben als Entscheidungsgrundlage bzw. Umsetzungstool dienen.
Als Beispiele seien hier zu nennen: Vorlagen zur Kennzeichnung am POS, Infomaterialien für Verbraucher, u. a.. Des Weiteren werden für die Anwendung bzw. Umsetzung Schulungsmodule und Seminarveranstaltungen entwickelt, die in Kooperation mit Handwerksverbänden und sonstigen Informationsquellen den nötigen Wissenstransfer in die Praxis ermöglichen.
Für die rund 90 % der mittelständischen Unternehmen der deutschen Ernährungswirtschaft wird es aufgrund von Übersättigung, Überangebot und Konsolidierung immer schwieriger, sich erfolgreich am Markt zu behaupten. Zumal es in den meist familiär strukturierten Unternehmen an professionellen Marketingstrukturen sowie an personellen Ressourcen fehlt. Daher wird es für diese Unternehmen immer wichtiger, sich zu professionalisieren und ihr Profil zu schärfen.
Hierbei bieten qualifizierte Herkunftsangaben sehr gute Chancen für KMU. Unter dem Motto „Regionalität braucht Regeln“ stellen qualifizierte Herkunftsangaben eine wichtige Basis dar, um Authentizität und Glaubwürdigkeit beim Verbraucher zu stärken, Mehrwerte in diesem Trendsegment zu platzieren und somit einhergehende Kaufanreize auszulösen. Zudem ergeben sich durch die Nutzung von Qualitätszeichen - insbesondere für kleinere Unternehmen - häufig neue Chancen und Absatzkanäle, wie z. B. Listungen im Lebensmitteleinzelhandel. Daraus können wiederum Wertschöpfungspartnerschaften mit der nachgelagerten Stufe resultieren. Aber auch Kooperationen mit der Primärerzeugung sind Nebenaspekte, die sich durch Zertifizierungsprozesse bzw. durch Teilnahme an Schutzgemeinschaften bei geografischen Herkunftsangaben als Synergieeffekte ergeben können.
In Projektphase 1 werden zunächst die theoretischen und analytischen Grundlagen detailliert erfasst und ausgewertet. Neben der Erfassung der wichtigsten Herkunftszeichen werden Grundgesamtheiten, Voraussetzungen und Kosten-Nutzen-Effekte sowie der Zertifizierungsprozess dargestellt und analysiert. Im Weiteren werden vorhandene qualitative und quantitative Erfassungsmöglichkeiten und Erfolgsfaktoren von qualifizierten Herkunftsangaben analysiert, woraus sich eine Synthese der Anwendbarkeit für das Ernährungshandwerk ableiten lassen soll. Dies soll die Basis für Projektphase 2 darstellen.
In Projektphase 2 sollen Experten aus Politik, Agrarmarketing, Ernährungshandwerk und Forschung systematisch im Rahmen von Expertenworkshops und strukturierten Interviews auf Hypothesen und erste Lösungsansätze befragt werden. Dabei gilt es, auf wissenschaftlich fundierte Weise, praxisorientiertes Wissen bzw. den praxisorientierten Bedarf an herkunftsbezogenem Marketing zu ermitteln und zu spezifizieren. Im nächsten Schritt sollen dann im Rahmen von Workshops und Vertiefungsgesprächen Berechnungs- und Umsetzungsmodule konzipiert und erprobt werden. Des Weiteren werden im Rahmen einer Primärerhebung die quantitativen Erfolgsfaktoren analysiert.
In Projekphase 3 werden auf Basis der Ergebnisse Schulungsmaterialien und ein Leitfadentool entwickelt, das Grundlageninformationen in den Bereichen herkunftsbezogenes Marketing, Zeichennutzung, Zertifizierungsprozedere sowie Kosten-Nutzen-Planung beinhaltet. Darüber hinaus soll eine Reihe von Materialien, wie Checklisten und Vorlagen zur Produkt- und Herkunftskennzeichnung entwickelt werden, die der Verbraucher- und Mitarbeiterinformation dienen.
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